Und das Schiff fährt uns zwischen die Welten – ein Wochenende in Istanbul

Unsere Reise nach Istanbul beginnt damit, dass die Zeit nicht stimmt. In der Straßenbahn auf dem Weg in die Stadt stellen wir fest, dass die Uhren eine Stunde später zeigen, als es eigentlich sein sollte. Wir laufen zunächst zu unserer Unterkunft – dem in einem Backsteingebäude untergebrachten Aparthotel 4Floors nahe des Galata-Turms. Dort empfängt uns eine bunte Empfehlungsliste für Cafés und Restaurants, welche in diesem Moment wie gerufen kommt. Denn entgegen dem sonstigen Planungswahn – ja, man kann (und sollte) die Restaurants der Wahl bei Städtereisen weit im Voraus reservieren – sind wir noch auf der Suche nach einem Restaurant. Nach mehreren Anrufen haben wir dann ausgerechnet in dem Restaurant Erfolg, welches auf unserem Empfehlungszettel mit dem Hinweis “frühzeitig reservieren” versehen war. Wie das Leben so spielt… Zunächst erkunden wir die Gegend rund ums Hotel, spazieren zur Galata-Brücke und probieren Baklava im Güllüoğlu. Schon ist es Zeit für unser Essen in der Lokanta Maya, wo wir viele leckere Meze bestellen. Zum Nachtisch gibt es unter anderem Lavendel- sowie Bergamotte-Schoko-Eis. Ein Gedicht!

Einen Tag später geht es früh los – wir müssen zum Spice Bazaar, wo wir uns mit unserer Gruppe für den Kochkurs treffen. Ja – ein Kochkurs. Denn wie könnte man ein Land besser kennenlernen als durch den Magen. Doch zunächst tauchen wir ein in die Gewürzwelt Istanbuls und kaufen Pfeffer, Zimt und exotische Gewürzmischungen. Anschließend geht es mit dem Schiff auf die asiatische Seite. In dem Kochkurs von Turkish Flavours kochen wir mit unserer jungen Gastgeberin Börek mit Feta-Käse, Pazı Dolması sowie ein tolles Kürbis-Dessert. Die Gruppe ist sehr lustig und international, so dass auch das gemeinsame Essen der selbst zubereiteten Speisen sehr viel Spaß macht. Auf dem Heimweg erkunden wir noch einige Stadtviertel am Wegesrand.

Unseren letzten Tag widmen wir schließlich den Sehenswürdigkeiten der Stadt – denn die Hagia Sophia und den Topkapi-Palast muss man schließlich gesehen haben, bevor es zurück zum Flughafen geht. Wir sind noch immer etwas verunsichert wegen der Uhrzeit – wie eine Nachfrage bei unserem Vermieter zeigt, scheint es den Einheimischen da aber nicht anders zu gehen. Offenbar wurde die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit aufgrund der Wahl verschoben. Dies zeigt sich dann auch beim Flugplan unserer deutschen Airline: Obwohl wir viel zu spät starten kommen wir fast eine Stunde früher als geplant wieder in Frankfurt an…

„I thought this might be f* dative here“ – Jonathan Franzen liest in Frankfurt

Muss der Gesellschaftsroman in Zeiten des Fernsehens noch die Realität widerspiegeln? Verdrängt das anspruchsvolle Fernsehen den Roman? Diesen und anderen Fragen gingen Jonathan Franzen und sein Publikum am 15. Oktober 2015 im Schauspiel Frankfurt nach. Eingebettet war die Diskussion in eine Lesung seines jüngst erschienen Romans “Unschuld” (im Original: “Purity”). Da Jonathan Franzen Germanistik studiert hat, ließ er es sich auch diesmal nicht nehmen, auf Deutsch zu lesen. Fragen der Journalistin Felicitas von Lovenberg sowie des Publikums beantwortete er ebenfalls fast vollständig auf Deutsch, wobei er hin und wieder einen fragenden Blick zu seiner Interviewpartnerin auf der Bühne warf – denn der Unterschied zwischen Dativ und Akkusativ hat es schon in sich. Doch das eigentliche Highlight des Abends war die Signierstunde im Anschluss an die Veranstaltung, bei welcher sich der bekannte Autor sehr viel Zeit für seine Leser nahm. Auch für uns, als wir nach etwa einer halben Stunde an die Reihe kamen. Wir fragten Jonathan Franzen, welche Bücher er selbst gerne liest und uns empfehlen würde. Er nannte uns zunächst die italienische Autorin Elena Ferrante, deren Bücher es bisher nur in englischer Übersetzung gibt. Dann suchte er etwas zum Schreiben und notierte schließlich auf einer Serviette “strand books”. Dahinter verbirgt sich ein New Yorker Buchladen, der auf seiner Website die Rubrik “Authors’ bookshelves” führt. Im Bücherschrank von Jonathan Franzen findet sich eine sehr spannende Kombination aus Klassikern und Gegenwartsliteratur. Ein rundum spannender und toller Abend mit diesem klugen und sympathischen Autor.

Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen Sonnenschein … – KidsCamp 2015

Vielleicht hat sich der eine oder andere schon gefragt, wo wir denn sind und warum wir nicht mehr bloggen. Die Antwort ist: Wir waren im KidsCamp. Natürlich nicht die ganze Zeit, aber als Projektleiter und Helfer-Koordinator gab es auch vor und nach KidsCamp viel zu tun. Nun kehrt langsam wieder Normalität in unser Leben und so ist nun auch Zeit, etwas über das KidsCamp für unseren Blog zu schreiben. Dieses fand vom 15. bis 19. August 2015 auf dem Pfadfinderzeltplatz in Homberg (Ohm) statt. Gemeinsam mit 62 Kindern im Alter zwischen 8 und 14 Jahren sowie über 40 Helfern verlebten wir dort fünf erlebnisreiche, spannende und aufregende Tage. Wir besuchten gemeinsam die freiwillige Feuerwehr, erkundeten mit der Försterin den Wald und lernten bei der Aktion “Gesunde Kids” etwas über Kräuter, Gewürze und gesundes Essen. Wie in jedem richtigen Zeltlager durften natürlich auch Völkerball, Stockbrot am Lagerfeuer, eine Nachtwanderung und die alljährliche Talentshow nicht fehlen. Unser Küchenteam verpflegte uns über die fünf Tage hinweg mit leckerem Essen – angefangen von Nudeln mit Bolognese-Sauce über Chili-Con-Carne bis hin zu Milchreis. Insgesamt haben wir mehr als 1000 Brötchen, 150 Liter Milch und 25 kg Nudeln ausgegeben.

Die Organisation des KidsCamps hat uns in den letzten Monaten viel beschäftigt. Oft saßen wir beide abends lange in der Küche an unseren Rechnern. Doch die leuchtenden Augen der 62 Kids waren jede Mühe wert. Und nicht nur von den Helfern haben wir nach dem KidsCamp viele tolle E-Mails bekommen, sondern auch von den Kindern selbst: “Das KidsCamp war super. Es hat so viel Spaß gemacht …” hat Alexandra, 14 Jahre alt geschrieben. Dem haben wir nichts mehr hinzuzufügen!

Die Wiedervereinigung der beiden Koreas

Nachdem unser Blog schon seit über einem Monat verwaist ist, hier noch ein kleiner kultureller Nachtrag zur letzten Theaterspielzeit. Diese beendeten wir mit einem zeitgenössischen Stück von Joël Pommerat mit dem geheimnisvollen Titel “Die Wiedervereinigung der beiden Koreas”. Von einem wie immer herausragenden Frankfurter Ensemble wurden 20 kurze Episoden rund um das Thema Liebe gezeigt. Angefangen von der geplatzten Hochzeit bis hin zu einem Monolog über die Gründe einer Scheidung. Gespielt wird das Stück für 27 Frauen und 24 Männer in den Kammerspielen Frankfurt von nur neun Schauspielern. Eine Meisterleistung der Maske, welche für das Stück über 40 Perücken herstellte. Und was hat das Ganze nun mit Korea zu tun? Dass muss jeder selbst herausfinden – zum Beispiel bei der Wiederaufnahme im September 2015.