Nein – das Wasser auf dem Titelfoto ist kein Regen. Der Wettergott bleibt uns auch auf der letzten Station unserer Neuseelandreise hold und so können wir Christchurch ohne weiteres zu Fuß erobern. Dabei zeichnet sich ein sehr ambivalentes Bild. Nach 17 Uhr gleicht Christchurch einer Geisterstadt – die Geschäfte haben geschlossen, es gibt nur wenige leere Restaurants und ein paar umherstreunende Touristen, die offenbar – wie wir – in der Innenstadt übernachten. Auch sechs Jahre nach dem Erdbeben ist die Stadt geprägt von Baustellen und Brachland. Unterbrochen wird dieses Bild von brandneuen Bauwerken, die noch eher ungenutzt wirken. So gehörten die tollen Wasserspiele auf dem Margaret Mahy Family Playground, wo das vorstehende Bild entstanden ist, uns fast allein. Selbstverständlich sind wir nicht einfach so auf einen Spielplatz gegangen – der geneigte Leser weiß schließlich, dass unser Hobbit noch zu klein dafür ist. “Play for hours at the Margaret Mahy Playground” war jedoch die Aufgabe, die uns der “Open City”-Automat am Cathedral Square gestellt hat. Dieser Aufforderung kamen wir nur zu gerne nach. Andere Aufgaben waren aufgrund von baulichen Veränderungen oder restriktiven Öffnungszeiten leider nicht so einfach umzusetzen…
Wie schon in Dunedin gibt es auch in Christchurch viel Street Art zu bewundern. Die einzelnen Werke sind jedoch durch die umfassende Bautätigkeit weit mehr vom Verlust bedroht und manche der auf dem interaktiven Stadtplan verzeichneten Wände längst zugebaut oder abgerissen. So ist von der riesigen Wand von Wongi “Freak” Wilson nunmehr nur noch das kleine blaue Vögelchen zu sehen. Doch das Erdbeben hat nicht nur diese grandiose Street Art beflügelt, sondern auch eine Art mobiles Leben in der Stadt. Das Einkaufszentrum re:start entstand aus vielen bunten Containern und lädt auch heute noch mit kleinen Läden zum Stöbern ein. In dem zugehörigen Food-Court versammeln sich um die Mittagszeit zahlreiche Einheimische wie Touristen, um an einem der Food-Trucks zu schlemmen. Hier haben wir endlich wieder das Gefühl in einer lebendigen Stadt zu sein und erfreuen unsere Gaumen mit Fisch und Rote-Beete-Feta-Salat von Herba Gourmet sowie einem Caramel-Fudge-Eis. Leider wird es auch das Container-Dorf nicht mehr lange geben, da es nun nach und nach den eher eintönigen Stahl-Beton-Glas-Bauten weichen muss.
Anschließend spazieren wir zur Christchurch Art Gallery, wo wir – Geisterstadt lässt grüßen – bei der öffentlichen kostenfreien Führung ganz allein sind und so zu einer Privatführung durch das Museum kommen. Es gibt ein Wiedersehen mit Charles F. Goldie, dessen Maori-Portraits in Christchurch jenen des böhmischen Künstlers Gottfried Lindauer gegenübergestellt wurden. Die Unterschiede sind frappierend, denn während Goldie vornehmlich ältere Maori malte und diese für die Sitzungen bezahlte, fertigte Lindauer Auftragswerke für junge, dynamisch wirkende Maori an. Auf unserer Führung durch das Haus begegnen uns viele weitere neuseeländische Künstler, unter anderem Len Lye und Laurence Aberhart.
Damit endet unsere Erkundung von Christchurch und unsere Rundreise durch Neuseeland. 3821 Kilometer durch ein wunderschönes Land und viele spannende Abenteuer liegen hinter uns. Wenn wir in wenigen Tagen nach Hause kommen, sind wir nicht mehr dieselben, die vor vier Wochen in Frankfurt aufgebrochen sind. Jeder einzelne unserer kleinen Reisegesellschaft und wir alle zusammen sind auf unserer Reise ein wenig gewachsen – wir haben viel gelernt, unseren Horizont erweitert, unzählige tolle Menschen kennengelernt und die ein oder andere Aufgabe gemeinsam gemeistert. Nun sind die Koffer gepackt und die Reisekleidung ist bereitgelegt. Morgen geht es wieder nach Hause, denn dort – der Titel unseres Blogs verrät es schon – steht unsere Waschmaschine. Und Wäsche waschen ist nach den vier Wochen dringend nötig, bevor unsere Reise-Abenteuer bald weitergehen.
POSTSCRIPTUM: Für alle, die es nicht erkannt haben – die Zitate in unseren Blog-Titeln stammen natürlich aus den “Hobbit”- respektive “Herr der Ringe”-Filmen, welche in Neuseeland gedreht wurden.