Enden? Nein, hier endet die Reise nicht – Entdeckungstour durch Christchurch

Nein – das Wasser auf dem Titelfoto ist kein Regen. Der Wettergott bleibt uns auch auf der letzten Station unserer Neuseelandreise hold und so können wir Christchurch ohne weiteres zu Fuß erobern. Dabei zeichnet sich ein sehr ambivalentes Bild. Nach 17 Uhr gleicht Christchurch einer Geisterstadt – die Geschäfte haben geschlossen, es gibt nur wenige leere Restaurants und ein paar umherstreunende Touristen, die offenbar – wie wir – in der Innenstadt übernachten. Auch sechs Jahre nach dem Erdbeben ist die Stadt geprägt von Baustellen und Brachland. Unterbrochen wird dieses Bild von brandneuen Bauwerken, die noch eher ungenutzt wirken. So gehörten die tollen Wasserspiele auf dem Margaret Mahy Family Playground, wo das vorstehende Bild entstanden ist, uns fast allein. Selbstverständlich sind wir nicht einfach so auf einen Spielplatz gegangen – der geneigte Leser weiß schließlich, dass unser Hobbit noch zu klein dafür ist. “Play for hours at the Margaret Mahy Playground” war jedoch die Aufgabe, die uns der “Open City”-Automat am Cathedral Square gestellt hat. Dieser Aufforderung kamen wir nur zu gerne nach. Andere Aufgaben waren aufgrund von baulichen Veränderungen oder restriktiven Öffnungszeiten leider nicht so einfach umzusetzen…

Wie schon in Dunedin gibt es auch in Christchurch viel Street Art zu bewundern. Die einzelnen Werke sind jedoch durch die umfassende Bautätigkeit weit mehr vom Verlust bedroht und manche der auf dem interaktiven Stadtplan verzeichneten Wände längst zugebaut oder abgerissen. So ist von der riesigen Wand von Wongi “Freak” Wilson nunmehr nur noch das kleine blaue Vögelchen zu sehen. Doch das Erdbeben hat nicht nur diese grandiose Street Art beflügelt, sondern auch eine Art mobiles Leben in der Stadt. Das Einkaufszentrum re:start entstand aus vielen bunten Containern und lädt auch heute noch mit kleinen Läden zum Stöbern ein. In dem zugehörigen Food-Court versammeln sich um die Mittagszeit zahlreiche Einheimische wie Touristen, um an einem der Food-Trucks zu schlemmen. Hier haben wir endlich wieder das Gefühl in einer lebendigen Stadt zu sein und erfreuen unsere Gaumen mit Fisch und Rote-Beete-Feta-Salat von Herba Gourmet sowie einem Caramel-Fudge-Eis. Leider wird es auch das Container-Dorf nicht mehr lange geben, da es nun nach und nach den eher eintönigen Stahl-Beton-Glas-Bauten weichen muss.

Anschließend spazieren wir zur Christchurch Art Gallery, wo wir – Geisterstadt lässt grüßen – bei der öffentlichen kostenfreien Führung ganz allein sind und so zu einer Privatführung durch das Museum kommen. Es gibt ein Wiedersehen mit Charles F. Goldie, dessen Maori-Portraits in Christchurch jenen des böhmischen Künstlers Gottfried Lindauer gegenübergestellt wurden. Die Unterschiede sind frappierend, denn während Goldie vornehmlich ältere Maori malte und diese für die Sitzungen bezahlte, fertigte Lindauer Auftragswerke für junge, dynamisch wirkende Maori an. Auf unserer Führung durch das Haus begegnen uns viele weitere neuseeländische Künstler, unter anderem Len Lye und Laurence Aberhart.

Damit endet unsere Erkundung von Christchurch und unsere Rundreise durch Neuseeland. 3821 Kilometer durch ein wunderschönes Land und viele spannende Abenteuer liegen hinter uns. Wenn wir in wenigen Tagen nach Hause kommen, sind wir nicht mehr dieselben, die vor vier Wochen in Frankfurt aufgebrochen sind. Jeder einzelne unserer kleinen Reisegesellschaft und wir alle zusammen sind auf unserer Reise ein wenig gewachsen – wir haben viel gelernt, unseren Horizont erweitert, unzählige tolle Menschen kennengelernt und die ein oder andere Aufgabe gemeinsam gemeistert. Nun sind die Koffer gepackt und die Reisekleidung ist bereitgelegt. Morgen geht es wieder nach Hause, denn dort – der Titel unseres Blogs verrät es schon – steht unsere Waschmaschine. Und Wäsche waschen ist nach den vier Wochen dringend nötig, bevor unsere Reise-Abenteuer bald weitergehen.

POSTSCRIPTUM: Für alle, die es nicht erkannt haben – die Zitate in unseren Blog-Titeln stammen natürlich aus den “Hobbit”- respektive “Herr der Ringe”-Filmen, welche in Neuseeland gedreht wurden.

… mit ihren weit und breit bekannten Märkten. Feldfrüchte und Wein in Hülle und Fülle – Von Otago nach Canterburry

Nach den wunderschönen Catlins begeben wir uns nun auf die letzten Etappen in Richtung Christchurch, wo wir unseren Camper nach unserer dreiwöchigen Rundreise wieder abgeben müssen. Doch bis dahin liegen noch einige Tage und das ein oder andere Abenteuer vor uns. Wir fahren zunächst nach Dunedin, wo jeden Samstag der Otago Farmers Market stattfindet. Der Markt ist fantastisch – alle Leute sind wahnsinnig nett und wir probieren uns von Stand zu Stand. Am Ende landen geröstete Haselnüsse von Amazelnuts, Schokolode von der kleinen Manufaktur OCHO (die Sorte “Salted Caramel” hat einen ähnlichen Suchtfaktor wie Peanut Butter), frischer Salat, Brot, Äpfel und leckeren Evensdale Cheese in unserem Rucksack. Natürlich gibt es auch leckere Food-Trucks und Stände – unsere Favoriten sind die Bagel von Hussey & Laredo sowie die Crepes von la crepe. Nach diesen kulinarischen Freuden gehen wir über zu Literatur und Kunst.

Der University Book Shop ist ein riesiger alter Buchladen im englischen Stil, in welchem der Buchliebhaber stundenlang stöbern kann. Anschließend folgen wir dem Street Art Trail in einer Art Schnitzeljagd durch die ganze Stadt. Die Werke der unterschiedlichsten internationalen Street Artists finden wir super – eine grandiose Art, die Stadt zu entdecken. Zwischendurch kehren wir in der Vogel Street Kitchen ein und sind tieftraurig, dass wir keinesfalls eine der leckeren Pizzen des Hauses mehr in unseren Bauch bekommen. Zusammenfassend können wir schon jetzt sagen, dass Dunedin eines unserer Highlights auf der Südinsel ist.

Von Dunedin geht es weiter in Richtung Oamaru. Auf dem Weg halten wir bei Moeraki am Leuchtturm und kommen noch einmal in den Genuss des Anblicks von Pinguinen und Robben, bevor wir auf einem ruhigen DOC Campingplatz unser Nachtlager aufschlagen und unsere Beute vom Farmers Markt zubereiten. Am nächsten Morgen besuchen wir auch in Oamaru den kleinen Farmers Markt, wo es bei der Cheese Roll Lady Cheese Rolls aus einem umgebauten alten Bully gibt. Im Übrigen ist die Stadt eher touristisch geprägt. Wir fahren daher schnell weiter bis zum Peel Forrest, wo wir unsere letzte Nacht im Camper verbringen.

Bei einer kleinen Wanderung stoßen wir auf Jahrhunderte alte Bäume – dagegen sind wir tatsächlich nur kleine Hobbits. Umgeben von schöner Natur und mit Vogelgezwitscher kuscheln wir uns nun schon zum letzten Mal in unser Bett im Camper.

Die Welt liegt nicht in deinen Büchern und Landkarten – Durch die Catlins

Ein letztes Mal führt unser Weg auf den Highway Nr. 6, dem wir – mit Ausnahme von einigen wenigen kleinen Abschnitten – fast komplett von Norden nach Süden der Südinsel gefolgt sind. In Invercargill füllen wir noch einmal den Tank, bevor wir für zwei Tage die Zivilisation hinter uns lassen. Denn in den Catlins gibt es in erster Linie Natur pur: Pinguine, Seerobben und natürlich Schafe.

Die Zivilisation ist hier so weit weg, dass man bei der Routenplanung genau schauen muss, ob eine Straße wirklich eine Straße oder doch nur ein Schotterweg ist. Und wer einmal mit einem geschirr-klappernden Camper unterwegs war, wird die Bedeutung dieser Frage nachempfinden können. Auf ganz besondere Empfehlung fahren wir zunächst nach Curio Bay. Man hat uns nicht zu viel versprochen: Wir parken unseren Camper mit perfekter Aussicht zwischen Curio und Porpoise Bay, erkunden zunächst die Umgebung und wandern dann durch einen tollen Farnwald.

Ungewöhnlicher Weise ziehen wir sogar nach unserem und Gretas Abendessen wieder los und spazieren noch einmal zur Curio Bay. Dort heißt es warten. Mit uns warten ein gutes Dutzend Menschen, den Blick immer wieder aufs Meer gerichtet. Die Zeit vergeht, die Sonne geht langsam unter. Doch der Sonnenuntergang ist nicht der Grund für unseren Ausflug. Kurz nach 21 Uhr ruft dann eine Frau mit Fernglas: “Da ist einer!” Und tatsächlich: Auf den dunklen Steinen ist ein kleiner weißer Fleck zu sehen, der sich manchmal langsam vorwärtsbewegt. Vor uns sehen wir einen der seltenen Gelbaugenpinguine. Wir beobachten den kleinen Mann im Frack noch eine Weile, später taucht noch ein zweiter auf. Dann müssen wir langsam aufbrechen – unser kleiner Hobbit hat das Spektakel natürlich im Tragetuch verschlafen, muss aber nun wirklich ins Bett.

Am nächsten Morgen fahren wir zu den McLeans und den Pukatauni-Wasserfällen. Anschließend geht es weiter zum Nugget Point, wo wir nicht nur die tolle Landschaft um den kleinen Leuchtturm genießen, sondern auch den vielen Robben beim Spielen zusehen. Mit diesem “tierischen” Vergnügen endet unser Besuch in den Catlins – den nun geht es auf der – asphaltierten – Southern Scenic Route weiter nach Dunedin.

Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt – Zum Milford Sound und zurück

Der Milford Sound – ein Fjord an der Westküste der Südinsel – ist ganz sicher kein Geheimtipp. Zahlreiche Touristen machen von Queenstown aus per Auto, Bus oder gar per Flugzeug einen Tagesausflug zu diesem Naturwunder. Wir nehmen uns etwas mehr Zeit und schauen uns auf einer kleinen Wanderung am Lake Te Anau zunächst das Bird Sanctuary an bevor wir ganz gemächlich die Milford Road angehen. Hier ist tatsächlich der Weg das Ziel, denn die Panorama-Straße windet sich durch wunderschöne Landschaften und hält die eine oder andere schöne Wanderroute bereit. Wir parken unseren Camper schließlich am nördlichsten der insgesamt zehn DOC Plätze an der Milford Road und wandern nach einem langen Mittagsschläfchen zum Lake Gunn. Am Abend heißt es früh zu Bett gehen, denn am nächsten Morgen wartet der Milford Sound auf uns.

Nach einer weiteren einstündigen Fahrt – unter anderem durch den abenteuerlichen Homer Tunnel – kommen wir wie geplant weit vor den ganzen Busladungen am Milford Sound an. Wir begeben uns an Bord des Milford Mariner, der ruhig durch die Gewässer des riesigen Fjords gleitet. Unser Nature Guide erzählt uns viel über die Geologie, die Flora und Fauna sowie die Geschichte des Milford Sounds. Anders als die kleineren Boote, kehrt die Milford Mariner jedoch nicht direkt am Ende des Fjords um, sondern fährt noch ein wenig auf die Tasmanische See hinaus. Immer weiter entfernen wir uns vom Milford Sound und bekommen auch bald eine Erklärung für die zielstrebige Fahrt ins offene Meer: Die Crew hat ein Pärchen Wale entdeckt – ein seltenes und absolut unerwartetes Highlight unseres Ausflugs.

Hier freuen wir uns einmal mehr, dass wir die nicht ganz leichte Spiegelreflexkamera mit dem großen Objektiv dabeihaben und uns das eine oder andere Foto von den beeindruckenden Tieren glückt. Unser kleiner Hobbit erfreut sich inzwischen an den vielen Mitreisenden an Bord und lacht einfach alle an. Zurück an Land wimmelt es jetzt nur so von Menschen und wir treten daher bald den Rückweg an. Nach einer kleinen Wanderung zum Lake Mistletoe kehren wir noch einmal auf unserem Bauernhof-Campingplatz ein und dürfen wieder mit einer Futterbox die Tiere streicheln gehen. Ein wirklich “tierischer” Tag, an welchem wir einfach immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren.

Geborene Spurter: Mordsgefährlich über kurze Entfernungen – Zu Fuß durch Otago

Unser nächster Zwischenstopp ist das kleine Örtchen Cromwell, wo wir unsere Vorräte auf dem Farmers Market mit grünem Spargel, Salat, Walnüssen, Käse von der Raggedy Range und geräuchertem Lachs von Steward Island auffüllen. Zum Mittag gibt es grandiose Meat Pies und Erdbeertörtchen von Wild Thyme. Mit gut gefülltem Magen fahren wir weiter: Durch die Goldgräberstadt Arrowtown sowie durch Queenstown hindurch geht es zunächst ganz ans Ende des Lake Wakatipu nach Glenorchy. Dort gibt es einen wunderschönen Kurzwanderweg am Ufer – laut der süßen Tafel zu Beginn des Weges brauchen Schildkröten dafür 2 Stunden, Hasen eine Stunde. Wir gehören offenbar eher zu den Sprintern und überholen unter anderem eine Busladung Asiaten, die wir auf dem sonst recht einsamen Weg treffen. Wenn man sich – wie wir – ein wenig wundert, warum ganze Bustouren in das kleine Dörfchen eine Stunde von Queenstown entfernt führen, hilft ein Blick in den Reiseführer: Glenorchy ist eine bekannte Filmkulisse und spielt nicht nur in Milka-Werbespots, sondern auch in den Herr-der-Ringe-Filmen eine entscheidende Rolle. Unser Abend- und Nachtlager schlagen wir an der Straße nach Queenstown fast direkt am See auf. Bei der filmreifen Kulisse schmeckt unser Salat mit frischem Spargel und Avocado gleich noch besser.

Der nächste Tag ist zunächst der Erkundung von Queenstown gewidmet. Die Stadt ist eine Art Abenteuerspielplatz für Große – Down Hill, Paragliding, Bungeejumping: Adrenalinjunkies kommen hier voll auf ihre Kosten. Doch die Abenteuer haben ihren Preis – selbst für die Fahrt mit der Gondel auf den nächst gelegenen Berg muss man ordentlich in die Tasche greifen. Oder man begibt sich auf Schusters Rappen hinauf und knackt die ausgeschilderten 60 Minuten bis zum Aussichtspunkt. Gleich mehrmals hören wir auf unserer Tour den Satz: “Oh, wenn das Baby da rauf kommt, schaffe ich das auch” – einmal auf Englisch, einmal im schönsten Schwyzerdütsch. Dass unser kleiner Hobbit dabei bequem im Tragetuch sitzt ist da natürlich nur Nebensache. Zurück am Ufer des Lake Wakatipu haben wir uns sowohl unser Eis von Patagonia Chocolates als auch unseren Fergburger redlich verdient. Im Vorfeld haben wir uns ja schon gefragt, ob der Hype um die berühmten Bürger gerechtfertigt ist. Aber der Fergburger hat seinen guten Ruf zu Recht und wir nur noch getoppt durch einen Besuch in der zugehörigen Bäckerei. Denn die Lemon-Tarte mit Meringue ist ein weiteres kulinarisches Highlight unserer Reise.

Den späten Nachmittag nutzen wir schließlich, um schon ein paar Kilometer in Richtung Te Anau zu fahren. Hier verabschieden wir uns vorerst vom Highway Nr. 6 und übernachten auf einem süßen Campingplatz mit vielen Tieren, für welche wir auch eine kleine Box zum Füttern bekommen. Unser kleiner Hobbit ist begeistert und streichelt das erste Mal in seinem Leben Schafe und Alpakas. Damit geht ein weiterer toller Tag für unsere kleine Reisegruppe zu Ende.

Der einzige Groll, den es hier gibt, ist der, den man selbst hat – Über die Westküste nach Wanaka

Wieder zurück auf dem Highway 6 geht es nun zunächst nach Westport, von wo aus wir entlang der Westküste nach Süden fahren. Doch bevor es richtig losgeht, schauen wir am Cape Foulwind den Seerobben beim Schlafen, Spielen und Schwimmen zu. Ein wahnsinnig tolles Erlebnis. Weiter geht es zu den Pancake Rocks, welche wir uns bei einem langen Abendspaziergang etwas näher betrachten. Auf unserem einfachen aber kostenfreien Parkplatz lernt Greta eine neue Freundin kennen und bekommt von der siebenjährigen Kanadierin gleich einen tollen Luftballon geschenkt. Am nächsten Morgen fahren wir – und die zahlreichen anderen Camper, Busse und PKW voller Touristen – weiter zu den Gletschern. Dass an der Westküste mehr Touristen als Einheimische unterwegs sind, merkt man leider schon auf der Straße. Während sich Neuseeländer immer mit zweimal Hupen für das Vorbeilassen bedanken, scheint es der Rest der Welt für eine Selbstverständlichkeit zu halten, wenn man seinen Dreitonner extra für sie verlangsamt.

Die Wanderungen über die toll angelegten Wege in den Gletschertälern des Franz-Josef- und des Fox-Gletschers wurden leider durch die ständig überfliegenden Hubschrauber getrübt. Zur Erläuterung hieß es auf einer Tafel, dass wegen der seit Jahrzehnten anhaltenden Gletscherschmelze der Zugang nur mit Hubschraubern möglich ist. Offenbar hinterfragt niemand, ob es denn notwendig ist, allen Touristen die Gletscher von oben zu zeigen oder ob die Hubschrauber eventuell auch zur Gletscherschmelze beitragen. Wir fahren also trotz der beeindruckenden Berglandschaft schnell weiter und parken unseren Camper schließlich auf einem idyllischen DOC Platz an einem See. Am nächsten Tag verlassen wir die Westküste und kommen über den Haast-Pass hinab auf die grünen Weiden von Otago. Unser Mittagsspaziergang bringt uns durch einen Märchenwald zu einem azurblauen Fluss, wo wir den vielen Steinmännchen ein weiteres hinzufügen.

Unser eigentliches Ziel ist jedoch Wanaka – ein freundlicher Ort an einem See umringt von zum Teil schneebedeckten Bergen. Hier sind wir eindeutig wieder in Neuseeland: Sowohl der Besuch in der Apotheke (keine Angst – nur Insektenschutz gegen die Sandflys) als auch im Merino-Laden wird ausschließlich von der Kinderfreundlichkeit der Neuseeländer dominiert. So fällt den netten Verkäuferinnen erst nach ewigem Schäkern mit unserer jüngsten Begleiterin ein, dass wir vielleicht auch etwas kaufen wollen. Uns wurde zwar angekündigt, dass die Neuseeländer sehr kinderfreundlich sind, aber dieses Ausmaß lässt sich wirklich kaum vorstellen. Wir sind daher sehr froh, dass sich der Name unseres Krümels auch leicht auf Englisch aussprechen lässt, damit wir jedem – und wir meinen jedem – Neuseeländer Antwort auf die Fragen nach Name, Alter und Herkunft dieses immer lachenden Kindes geben können. Die junge Dame freut sich ebenfalls über so viele lächelnde Gesichter und so haben wir wieder viele glückliche Menschen um uns herum. Daher verwundert es kaum, dass Greta auch auf dem schönen Freedom Campingplatz sofort unseren Nachbarn aus Irland den Kopf verdreht. Nach einer kleinen Abendwanderung sitzen wir noch etwas mit den neuen Freunden in der Abendsonne, bevor wir mit einem wundervollen Ausblick auf die umliegenden Berge einschlafen.

 

… und es wird weiterregnen, bis es aufgehört hat, zu regnen – Über die Pelorus Bridge zum Abel-Tasman-Nationalpark

Nach einer knapp vierstündigen Überfahrt durch die grandiose Landschaft der Marlborough Sounds verlassen wir in Picton die Fähre und biegen direkt auf die Küstenstraße ab. Diese windet sich in zahlreichen Serpentinen bergauf und bergab und trifft schließlich auf den Highway 6, der uns in den kommenden Tagen noch bis in den Süden der Insel begleiten wird. Wir folgen dem Highway noch ein paar Kilometer bis zur Pelorus Bridge, wo wir unser erstes Nachtlager auf der Südinsel aufschlagen. Wieder einmal ein ganz wundervoller DOC Platz: Der Weg zu den Duschen führt durch einen Regenwald und aus dem Camper schauen wir direkt auf den Fluss. Am nächsten Morgen unternehmen wir noch eine kleine Wanderung zur Hängebrücke, bevor es mit einem kurzen Zwischenstopp in Nelson zum Abel-Tasman-Nationalpark geht.

Während der Reiseplanung haben wir uns oft gefragt, ob wir die richtige Auswahl treffen – denn eines steht fest: Vier Wochen sind auf jeden Fall knapp für eine Reise durch Neuseeland. Doch wir sind in erster Linie dankbar, dass wir vier Wochen in diesem tollen Land verbringen dürfen und sehr glücklich, dass wir den Abstecher zum Abel-Tasman-Nationalpark gemacht haben. Denn die Landschaft ist einfach nur großartig. Grüner Farnwald und weiße Sandstrände umspült von türkisfarbenem Meer. Bei unserer Ankunft in Marahau fängt es jedoch zunächst an zu regnen und in der Nacht bringt ein riesiger Wolkenbruch unseren Camper ordentlich zum Wackeln. Selbst am nächsten Vormittag regnet es immer wieder und wir machen uns schon Sorgen, ob unser geplanter Ausflug in den Abel-Tasman-Nationalpark buchstäblich ins Wasser fallen muss. Doch wir sind Glückskinder – genau im richtigen Moment klart es auf und mit dem Wassertaxi lassen wir uns von unserem Campingplatz nach Anchorage – dem ersten Etappenziel des Abel Tasman Coast Track – bringen. Unterwegs sehen wir Pinguine auf dem Wasser schwimmen und Robben in der Sonne liegen. Krümel verschläft die wilde Bootsfahrt – trotz der stylischen, aber keineswegs bequemen Schwimmweste. Von Anchorage laufen wir auf dem Abel Tasman Coast Track zurück nach Marahau – ein toller Weg, der viel Lust auf mehr macht. Doch für diesmal muss eine Etappe dieses großartigen Tracks reichen, denn für uns geht es nun weiter an die Westküste.

Bei Sonnenaufgang schaut nach Osten – Napier und Wellington

Zurück auf dem Pacific Coast Highway hielten wir in der ertragreichen Hawke’s Bay – dem “Fruchtkorb Neuseelands” – am Obststand “The Orchard” und füllten unsere Vorräte mit viel regionalem Obst und Gemüse wie Avocados, grünem Spargel und Äpfeln. In Napier parkten wir unseren Campervan auf einem schönen Freedom Campingplatz mit Meerblick und spazierten bei Sonnenschein in die Innenstadt. Bei einer “Art Deco”-Führung lernten wir viel über das schicksalhafte Erdbeben 1931 und den anschließenden Wiederaufbau, welcher schließlich zu dem einzigartigen Art Deco Gesamtkunstwerk führte, für welches die Stadt heute berühmt ist.

Nach einem Besuch des Urban Farmers Market am nächsten Morgen ging wieder auf den Highway, der uns direkt in die Hauptstadt Wellington brachte. Bereits bei unserer Free Walking Tour in Auckland hatten wir gelernt, dass Wellington vor allem deshalb 1865 als Hauptstadt gewählt wurde, weil die Stadt etwa in der Mitte Neuseelands liegt und somit auch die Parlamentarier aus dem südlichen Invercargill nicht bis nach Auckland reisen müssen.

In Wellington angekommen, starten wir zunächst wieder kulinarisch: mit dem Besuch des Wellington Night Markets auf der Cuba Street. Es gab leckere Dumplings sowie indische Spezialitäten von “Chaiwalla”. Genug Energie, um am nächsten Tag das riesige “Te Papa” Museum zu erkunden. Spontan buchten wir dort eine “Maori Highlights” Führung und waren begeistert, wie uns unser Guide – selbst väterlicherseits Maori – uns in nur einer Stunde ihre Kultur näherbrachte. Dies spiegelt auch die Konzeption des Museums wider, welches sich nicht als Museum “über” die Maori oder die späteren Einwanderer versteht, sondern die Geschichte des Landes aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Nach einem Stopp auf dem Harbour Side Market (unser Favorit: der Porridge von “The Oatery”) schlenderten wir durch die bunten Straßen von Wellington und genossen nach einer Fahrt mit dem Cable Car den Ausblick auf die Stadt. Durch den wundervollen botanischen Garten ging es wieder hinunter in die Stadt zum Parlamentsviertel und von dort mit dem Bus zurück zum Evans Bay Marina Carpark, wo wir mit unserem Camper für zwei Nächte kostenfrei parken konnten. Nach zwei außerordentlich windigen Tagen erwachten wir heute Morgen mit einem tollen Sonnenaufgang über dem Hafen. Ein schöner Abschied von Wellington und der Nordinsel, denn nun bringt uns die Fähre auf die Südinsel Neuseelands.

… und wenn Du nicht auf Deine Füsse aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen – Über die Coromandel Peninsula nach Rotorua


Am Montag haben wir uns nun endlich mit unserem Camper auf die Straße begeben und steuerten direkt den Pacific Coast Highway an. Entlang der Küste ging es zunächst auf die Coromandel Peninsula, wo sich im Kauaeranga Valley gleich zeigte, warum das Farnblatt neben dem Kiwi das wichtigste Markenzeichen Neuseelands ist. Zuvor hatten wir auf dem Weg nicht nur im Supermarkt unseren Kühlschrank gefüllt, sondern auch in der kleinen Käserei The Cheese Barn. Von der Kahikatea Campsite im Kauaeranga Valley aus unternahmen wir direkt noch einen kleinen Spaziergang zum Nature Walk Hoffmanns Pool. Am nächsten Morgen ging es mit einem kurzen Zwischenstopp in Thames (unter anderem beim Outlet von Zee Zee Merino in der i-Site von Thames) an der Küste entlang über Coromandel bis nach Hahei.

Nun sind wir eigentlich keine großen Fans von Holiday Ressorts und lieben die naturbelassenen Campsites des Department of Conservation. Doch der Meerblick unseres Stellplatzes im Hahei Holiday Resort war es durchaus wert, eine kleine Ausnahme zu machen – zumal der Platz auch ein idealer Ausgangspunkt für die Wanderung zur Cathedral Cove ist. Der auf- und absteigende Weg bietet immer wieder traumhafte Ausblicke auf die wunderschöne Küste der Coromandel Halbinsel. Daher verwundert es kaum, dass der Weg alles andere als ein Geheimtipp ist und man nicht wenigen anderen Touristen begegnet – mit sehr unterschiedlicher Ausstattung. Dies gilt nicht nur für das Schuhwerk, sondern auch für die Tragemethode von Babys. Beim Anblick unseres im Tragetuch friedlich schlafenden Krümels rief ein Papa, der seinen Sohn auf dem Arm trug aus: “That’s a life-saving idea!”. Offenbar sind Tragetücher noch nicht überall auf der Welt bekannt (in der Tat haben wir in Neuseeland noch kein einziges gesehen).

Von Hahei waren es am nächsten Morgen nur ein paar Minuten zum berühmten Hot Water Beach. Wir waren zunächst etwas skeptisch, doch da es zeitlich gerade perfekt mit der Ebbe passte, liehen wir uns einen Spaten und versuchten unser Glück. Und tatsächlich – wenn man am Hot Water Beach nur ein paar Zentimeter gräbt, stößt man auf warme Quellen und kann sich so seinen eigenen warmen Thermal-Pool bauen. Allerdings muss man dringend auch eine kalte Quelle anzapfen, denn die heißen Quellen sind wirklich heiß. Daher verbanden wir unseren viel zu heißen Pool kurzerhand mit unserer Nachbarin aus Australien, die keine heiße Quelle getroffen hatte. Zusammen ergab dies die perfekte Badetemperatur. Doch die heißen Quellen am Hot Water Beach waren nur der Anfang von unseren “thermischen” Abenteuern: denn bei Tauranga bogen wir vorerst vom Pacific Coast Highway ab, um uns auf den Thermal Explorer Highway zu begeben.


Nein, es war kein bisschen nebelig, als wir in Rotorua ankamen. Das Bild entstand aber im Kuirau Park in Rotorua, wo ein schöner Spaziergang an beeindruckenden Schwefelquellen und Schlammtöpfen vorbeiführt. Im Capers Epicurean versorgen wir uns mit neuer Erdnussbutter von Fix & Fogg (ja, das erste Glas ist schon fast leer) sowie einigen Leckereien zum Abendessen (herausragend: der Passion Fruit – White Chocolate – Cheesecake). Anschließend geht es mit dem Camper weiter zu den Waikite Valley Thermal Pools, einem Thermalbad, welches grandioser Weise auch einige Stellplätze anbietet. Die verschiedenen Pools mit angenehmen 37 bis 40 Grad Celsius und tollem Blick auf die umliegende Landschaft werden von einer Quelle gespeist, aus welcher pro Sekunde (!) 40 bis 50 Liter Wasser mit einer Temperatur von 98 Grad Celsius heraussprudeln. So begann der nächste Tag so toll wie der vorherige geendet hatte: mit einem warmen Bad. Zurück auf der Straße machten wir noch einen kurzen Zwischenstopp beim Waiotapu Mud Pool bevor wir in circa einer Stunde nach Taupo fuhren. Der kleine Ort ist weit weniger touristisch als Rotorua und bot uns Gelegenheit für ein wenig Shopping – unter anderem im Replete, wo es neben schönen Dingen aus Neuseeland auch leckere Meat Pies und andere Leckereien für unsere Mittagspause gab. Schließlich begaben wir uns noch einmal auf den Thermal Explorer Highway, welcher uns zu dem wundervollen Glenfalls Camping Ground an einem kleinen Fluss mitten im Grünen führte.