„So grins‘ er ohne Unterlass und trage gelbe Strümpfe“ – WAS IHR WOLLT im Schauspiel Frankfurt

Nach einer durchwachsenen Woche fiel mein Blick am Freitag um 19.17 Uhr im Büro auf die Uhr. Ich war in -2 Minuten vor dem Schauspiel verabredet und hatte noch 13 Minuten Zeit bis zum Beginn des Stücks. Ideale Voraussetzungen für einen entspannten Theaterabend. Und gerade wenn man abgehetzt in den Sessel rutscht, es im Saal dunkel wird und man sich fragt, warum man nicht einfach mal einen Freitag auf der Couch verbringen kann – ich habe gehört, dass andere Menschen das machen – gerade dann wirkt er: der Zauber der Bühne. Man weiß nie, wohin die Reise geht – wird man lachen, wird man weinen? In diesem Fall flossen die Tränen vor Lachen. Denn das grandiose Frankfurter Ensemble bescherte uns zwei sehr lustige Stunden mit der shakespeareschen Komödie. Katharina Bach alias Viola/ Cesario verzauberte uns mit “Make you feel my love” und Torben Kessler spielte einen glamourösen Herzog Orsino im David Bowie-Kostüm. Die meisten Lacher gehörten jedoch eindeutig Sascha Nathan als Gockel Malvolio. Dass seine kaum zu übertreffende Mimik bei Shakespeare bestens passt, hatte er bereits vor einigen Jahren als rosa-bekleideter Puck im Sommernachtstraum bewiesen. Diesmal sorgte er hingegen mit seinen gelben Strümpfen für Tränen in den Augen. Zum Schluss überraschte uns Regisseurin Jorinde Dröse allerdings mit einem ganz atypischen Ende und beweist einmal wieder: Man weiß nie, was kommt, wenn sich der Vorhang hebt.

Kammer / Kammer

Solltet Ihr das Wort Ballett bisher nur mit “Schwanensee” und “Nussknacker” verbunden haben, können wir einen Besuch der Forsythe Company nur empfehlen. Das Ballett-Ensemble wurde 2005 vom Choreographen William Forsythe aus dem früheren Frankfurter Ballett heraus gegründet. Seitdem spielt The Forsythe Company im Bockenheimer Depot in Frankfurt und im Festspielhaus Hellerau in Dresden. Zum Ende der Spielzeit wird William Forsythe die künstlerische Leitung für das Ensemble abgeben. Dies war ein Grund mehr, sich das Stück “Kammer / Kammer” anzusehen, welches nach seiner Premiere im Jahr 2000 nun wieder aufgenommen wurde. Ein beeindruckender und besonders kurzweiliger Abend, der zunächst eher an ein Theaterstück denn eine Ballettaufführung erinnerte. Trotz der kurzweiligen Rahmenhandlung – präsentiert Antony “Tony” Rizzi und Dana Caspersen – kam der Tanz nicht zu kurz. Die Beweglichkeit auf der einen sowie die Körperspannung auf der anderen Seite waren enorm beeindruckend. Naturgemäß lässt sich das nur schwer beschreiben – daher unbedingt selber anschauen. Wir sind gespannt auf die neue Saison!