O wohl dem Land, o wohl der Stadt – Weihnachten in Dresden

Gerade kommen wir von der Christvesper vor der Dresdner Frauenkirche. Wir sind also wieder einmal unterwegs – diesmal hat uns der Bulli Bus in Dianas Heimatstadt Dresden gebracht. Lange Strecken mit dem Bulli Bus sind im Moment gar nicht mehr so einfach, denn der kleine Hobbit mag – zumindest im wachen Zustand – nicht so lange still sitzen. Das ist aber nicht der Grund, warum wir dieses Jahr nicht ganz so viel unterwegs waren wie in den Jahren davor. Denn auch wenn das Reisen mehr Planung erfordert und wir nun häufiger mit dem Zug unterwegs sind, ist unsere Reiselust ungebrochen. Dieses Jahr war für uns allerdings stark geprägt davon, wie wir unsere beiden Jobs – die wir wirklich gerne machen – mit unserem neuen Alltag mit dem kleinen Hobbit unter einen Hut bekommen. Zudem machen auch die Schließzeiten der Krabbelstube die Urlaubsplanung nicht immer leichter. (Wer dachte, dass er erst mit schulpflichtigen Kindern an die Ferien gebunden ist, wird mit der Schließzeiten-Liste schnell eines Besseren belehrt.)

Neben der Urlaubsplanung ist teilweise schon die Wochenplanung eine echte Herausforderung. Wir haben für uns ein Modell entwickelt, wie wir beide Zeit mit dem kleinen Hobbit verbringen können und auch die Familienzeit nicht zu kurz kommt. Dafür haben wir einen gemeinsamen Kalender eingerichtet, in dem wir eintragen, wer Greta an welchen Tagen abholt. Aufgrund verschiedener Termine im Job sind es keine festen Tage, sondern es wechselt, aber jeder holt an mindestens zwei Tagen pro Woche ab. Danach treffen wir uns – bis auf wenige Ausnahmen – um 18.30 Uhr zum Abendessen zuhause. Nach dem gemeinsamen Spielen und Vorlesen bringt einer Greta ins Bett und dann ist nochmal Zeit zum Arbeiten, wenn nötig. Dieses Jahr war das leider häufig der Fall, so dass wir vor drei Wochen einen zweiten Schreibtisch ins Arbeitszimmer gestellt haben und so abends wenigstens in einem Zimmer sitzen.

Dass beide Elternteile ihren kleinen Hobbit abwechselnd abholen, ist leider selbst in unserem recht liberalen Stadtteil eine Seltenheit. Wir werden daher oft gefragt, ob wir denn beide Teilzeit arbeiten. Eine Frage, die uns regelmäßig auf die Palme bringt. Denn wir haben dieses Jahr festgestellt, dass nicht selten mit dieser Frage und der jeweiligen Antwort eine gesellschaftliche Bewertung einhergeht. Mit dem Begriff “Teilzeit” geht sofort eine Schublade auf – typischerweise arbeiten Männer “Vollzeit” und Frauen “Teilzeit”, damit sie sich um die Kinder kümmern können. Man teilt Menschen einfach in Stunden- oder Prozentzahlen ein – “30 Stunden”, “75 %”. Dabei arbeiten die meisten von uns nicht mehr am Fließband. Es ist überhaupt nicht relevant, wie viele Stunden wir arbeiten – viele Eltern wissen, dass man beispielsweise viel effizienter ist, wenn man nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung hat. Wichtig ist, dass man seine Aufgaben schafft – und die Kunden interessiert in der Regel nicht, ob man dafür 6, 8 oder 10 Stunden im Büro sitzt oder zu welcher Uhrzeit man einen Vertrag entwirft oder E-Mails schreibt.

Wir haben sehr privilegierte Jobs, in denen wir uns unsere Zeit bis zu einem gewissen Grad frei einteilen können. Das ermöglicht uns, gleichberechtigt zu arbeiten und uns um unseren Hobbit zu kümmern. Wir wollen dabei von unserem Umfeld nicht nach irgendwelchen Stunden- oder Prozentzahlen beurteilt werden, sondern danach, ob wir unseren Job für unsere Kollegen, Kunden und Mandanten und natürlich für unseren kleinen Hobbit gut machen. Dass sich dafür noch einiges ändern muss, haben wir dann auch bei unserem Dresden Besuch mal wieder im Kleinen gesehen – der Wickelraum wurde wie so oft mit weiblichem Icon ausgeschildert – dabei wäre auch ein neutrales Icon einfach machbar (danke an das Historische Museum in Frankfurt)…

Aber wir glauben weiterhin fest daran, dass es sich lohnt, gegen diese festgefahrenen Denkweisen zu kämpfen. Denn auch wenn wir unserer Generation das Brett vorm Kopf nicht einfach nehmen können, können wir zumindest unserem kleinen Hobbit zeigen, dass es auch andere Wege gibt. Dazu haben wir dieses Jahr viel gelernt: Wir haben ganz viele tolle Menschen, die uns und unsere Ideen unterstützen. Wir haben verstanden, dass man neben Zeit für den Job und Zeit für den Hobbit auch Zeit alleine oder zu zweit braucht. Und wir wissen jetzt, worauf man bei der Urlaubsplanung mit Kleinkindern achten muss. 2019 wollen wir also wieder mehr reisen – und da man gute Vorsätze ja am besten sofort umsetzen soll, werden wir den Jahreswechsel bei Freunden in Hamburg verbringen – diesmal dann mit der Bahn im Kleinkindabteil.

Wir wünschen allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest sowie einen guten Rutsch in ein gesundes und abenteuerliches Jahr 2019!