„So grins‘ er ohne Unterlass und trage gelbe Strümpfe“ – WAS IHR WOLLT im Schauspiel Frankfurt

Nach einer durchwachsenen Woche fiel mein Blick am Freitag um 19.17 Uhr im Büro auf die Uhr. Ich war in -2 Minuten vor dem Schauspiel verabredet und hatte noch 13 Minuten Zeit bis zum Beginn des Stücks. Ideale Voraussetzungen für einen entspannten Theaterabend. Und gerade wenn man abgehetzt in den Sessel rutscht, es im Saal dunkel wird und man sich fragt, warum man nicht einfach mal einen Freitag auf der Couch verbringen kann – ich habe gehört, dass andere Menschen das machen – gerade dann wirkt er: der Zauber der Bühne. Man weiß nie, wohin die Reise geht – wird man lachen, wird man weinen? In diesem Fall flossen die Tränen vor Lachen. Denn das grandiose Frankfurter Ensemble bescherte uns zwei sehr lustige Stunden mit der shakespeareschen Komödie. Katharina Bach alias Viola/ Cesario verzauberte uns mit “Make you feel my love” und Torben Kessler spielte einen glamourösen Herzog Orsino im David Bowie-Kostüm. Die meisten Lacher gehörten jedoch eindeutig Sascha Nathan als Gockel Malvolio. Dass seine kaum zu übertreffende Mimik bei Shakespeare bestens passt, hatte er bereits vor einigen Jahren als rosa-bekleideter Puck im Sommernachtstraum bewiesen. Diesmal sorgte er hingegen mit seinen gelben Strümpfen für Tränen in den Augen. Zum Schluss überraschte uns Regisseurin Jorinde Dröse allerdings mit einem ganz atypischen Ende und beweist einmal wieder: Man weiß nie, was kommt, wenn sich der Vorhang hebt.

Von Humlebaek nach Mölle

Wir sitzen gerade in dem kleinen Café Flickorna Lundgren und probieren die Vanille-Herzen, die schon dem schwedischen König so sehr mundeten – sehr zu Recht wie wir finden. Draußen regnet es, aber in dem gemütlichen zum Café umgestalteten Gewächshaus lässt es sich gut leben. Vor allem weil wir beide Dank unseres Busses trocken sind – bei dem Wetter der vergangenen Tage keine Selbstverständlichkeit. Die erste Station unserer Reise war vor einigen Tagen der kleine Ort Humblebaek nördlich von Kopenhagen. Dort befindet sich die Louisiana – das wohl bedeutendste Museum für moderne Kunst in Dänemark. Das Museum lockte nicht nur mit einer Jeff-Wall-Ausstellung, sondern auch mit einem tollen Skulpturenpark mit Werken von Jean Arp bis Alexander Calder. Nach dem Museumsbesuch und einem Fahrradausflug zum Schloss Fredensborg rundeten wir den Tag mit einem Essen im Restaurant Sletten ab – statt Vorspeise und Hauptgang gibt es dort viele kleine Gerichte, wovon man drei bis fünf probieren kann. Gestern ging es dann über die Öresundbrücke weiter nach Malmö. Die lebendige kleine Stadt lässt sich ganz prima mit dem Fahrrad erkunden und ist nach unserem Dafürhalten zu Recht für ihre kulinarischen Leistungen bekannt. So ließen wir es uns im Salt & Brygga mit Blick auf die Öresundbrücke sehr gut schmecken. Wir sind gespannt, wohin es als nächstes geht und holen uns einstweilen noch einige der leckeren Vanille-Herzen und etwas von dem hausgemachten Rhabarbersaft.

Bauhaus Dessau

Die zweite Tour mit unserem Bus führte uns in die Bauhausstadt Dessau. Warum gerade Dessau? Ganz einfach: Bei verregneten Aussichten im Süden versprach der Wetterbericht für die nördliche Hälfte Deutschlands gutes Wetter. Der große Luxus, wenn man sein Hotelzimmer immer dabei hat! Dieses haben wir in den beiden Nächten auf einem schönen Naturzeltplatz in der Dübener Heide geparkt, von welchem aus wir dann die Umgebung – und insbesondere die Bauhausgebäude in Dessau – erkundet haben. Die Kunstschule Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet und zog 1925 nach Dessau. Grund für den Umzug war ein Wechsel der Machtverhältnisse im Thüringer Landtag und die damit verbundene Etat-Kürzung für das Bauhaus. Und erneut die Frage: Warum gerade Dessau? Die Stadt lockte mit der Finanzierung eines Schulgebäudes und auch der dort ansässige Flugzeugbauer Hugo Junkers versprach finanzielle Förderung. So entstanden in Dessau zahlreiche Bauhausgebäude – angefangen von der Bauhaus-Schule bis hin zu den Meisterhäusern, in welchen unter anderen Walter Gropius, László Moholy-Nagy, Paul Klee und Wassily Kandinsky gewohnt haben. Wie es mit dem Bauhaus weiterging? – Das darf jeder selbst herausfinden. Die Stiftung Bauhaus bietet spannende Führungen im Haupthaus und den Meisterhäusern an, welche einem die spannende Geschichte um die berühmte Schule auf leichte Art näherbringen.

Kammer / Kammer

Solltet Ihr das Wort Ballett bisher nur mit “Schwanensee” und “Nussknacker” verbunden haben, können wir einen Besuch der Forsythe Company nur empfehlen. Das Ballett-Ensemble wurde 2005 vom Choreographen William Forsythe aus dem früheren Frankfurter Ballett heraus gegründet. Seitdem spielt The Forsythe Company im Bockenheimer Depot in Frankfurt und im Festspielhaus Hellerau in Dresden. Zum Ende der Spielzeit wird William Forsythe die künstlerische Leitung für das Ensemble abgeben. Dies war ein Grund mehr, sich das Stück “Kammer / Kammer” anzusehen, welches nach seiner Premiere im Jahr 2000 nun wieder aufgenommen wurde. Ein beeindruckender und besonders kurzweiliger Abend, der zunächst eher an ein Theaterstück denn eine Ballettaufführung erinnerte. Trotz der kurzweiligen Rahmenhandlung – präsentiert Antony “Tony” Rizzi und Dana Caspersen – kam der Tanz nicht zu kurz. Die Beweglichkeit auf der einen sowie die Körperspannung auf der anderen Seite waren enorm beeindruckend. Naturgemäß lässt sich das nur schwer beschreiben – daher unbedingt selber anschauen. Wir sind gespannt auf die neue Saison!